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1.1 Lernen „konstruieren“ / Constructing Learning

Der Titel dieses Abschnitts ist angelehnt an Monahans (2002) Begriff der „Built Pedagogy“ (gebaute Pädagogik/Didaktik), der „architectural embodiments of educational philosophies“ bezeichnet. Mit anderen Worten, die Art in der ein Raum entworfen ist, formt das Lernen, das in diesem Raum stattfindet. Das Design vieler Hörsäle und traditioneller Unterrichtsräume hat sich über hunderte von Jahren kaum geändert. Das Layout ist im Allgemeinen auf ein Vermittlungsmodell ausgelegt, dessen gebaute Pädagogik besagt, dass eine Person Information an andere weitergibt, die diese alle im gleichen Tempo aufnehmen, indem sie sich auf die Person an der Vorderseite des Raumes konzentrieren. So ähnlich vermitteln PC Pools, die nur einen Benutzenden pro Bildschirm vorsehen, oder Bibliotheken, die lautes Sprechen verbieten, eine gebaute Pädagogik, die den Ideen des sozialen Konstruktivismus widersprechen. Dies steht in starkem Gegensatz zu vorherrschenden pädagogischen Konzepten, die „Learning by Doing“, aktives Lernen1 und problem-basiertes Lernen2 betonen.

Das Thema reicht über formelle Lehrräume hinaus und betrifft andere Bereiche, in denen Studierende Zeit verbringen. Studierende verbringen viele Übergangszeiten in Fluren oder draußen, wo sie gezwungen sind, auf dem Boden oder auf Fensterbrettern zu sitzen. Solche Räume sind nicht dafür ausgelegt, Lernen oder Interaktion zu fördern und verstärken die Botschaft, dass Studierende erst dann lernen, wenn sie sich in Anwesenheit eines Dozierenden in einen formalen Lernraum begeben. Die Trennung von Service und Orten, an denen sich das Personal aufhält, schafft ebenfalls eine Unterscheidung, die Studierende in die Rolle des Informationsempfangens versetzt statt in die eines Teils der Lerngemeinschaft geprägt von einem Ethos der forschungsorientierten Lehre (Van Note Chism, 2006).

Die aktuellen Überlegungen zu „Good Practice“ in der Bildung betonen nachdrücklich das Lernen im Gegensatz zum Lehren und legen Wert darauf, dass Lernende Wissen (mit)schöpfen statt vermittelte Information nur zu konsumieren. Unsere Lernräume sollten dies wiederspiegeln.

Ein anderer Faktor, der sich erheblich auf die Art des möglichen Lernens und Lehrens auswirkt, ist die Allgegenwärtigkeit und Zugänglichkeit digitaler Technologie. Da Technologie immer mobiler und günstiger wird, bietet sie neue Möglichkeiten, neue Arten von Lernaktivitäten zu entwickeln, die Studierende anregen, Lernressourcen zu schaffen und zu nutzen sowie in unterschiedlicher Weise innerhalb des physischen Raums zusammenzuarbeiten. Die Annäherung von physischen und virtuellen Umgebungen ist deshalb ein wichtiges Thema innerhalb des Toolkits.

Es stimmt zwar, dass Studierende oft klar identifizierbare Orte, wie Bibliotheken, zum Lernen wünschen, jedoch ermöglicht der konstruktivistische Lernansatz, unterstützt durch die allgegenwärtige Technologie, eine ganzheitlichere, vernetztere Sicht auf den Universitätscampus. Statt als einzelne Orte, an denen Lernen in Zeit und Raum beschränkt ist, fangen wir an, den gesamten Campus als Ort zu betrachten, an dem ein kontinuierlicher Fluss von formellem und informellem Lernen stattfinden kann.


  1. Aktives Lernen ist ein allgemeiner Begriff für Lernaktivitäten, die die Lernenden anregen, mehr zu tun als nur zuzuhören und Notizen zu machen. Lernende nehmen an Aktivitäten teil, die Synthese, Analyse und Reflexion über den Kursinhalt fördern, wobei die Lernenden ermutigt werden, Eigenverantwortung für ihr Lernen zu übernehmen. Es kann beinhalten, dass die Lernenden entweder einzeln an Aufgaben arbeiten, um ihr Verständnis des Kursinhalts zu klären und zu verinnerlichen, oder mit anderen an gemeinschaftlichen Aktivitäten arbeiten, die das Lernen gegenseitig motivieren und über verschiedene Peer-Perspektiven nachdenken: Überblick zum Konzept des aktiven Lernens bei der City University of London 

  2. Problembasiertes Lernen - eine lernzentrierte Pädagogik, bei der die Lernenden sich ein Thema aneignen, indem sie ein ergebnisoffenes Problem lösen, und Lernen als grundsätzlich sozial und gesprächsbasiert erfahren.