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4.9 Visuelle Standards

Übersicht

Dieser Abschnitt baut auf der Grundannahme auf, dass Nutzende des Raums sehen können müssen, was präsentiert wird.

Die Sichtbarkeit der Ressourcen zu sichern, die für Lernen und Unterrichten genutzt werden, ist schon lange ein wichtiges Thema, da das Layout von vielen Universitätsgebäuden, egal ob historischer Campus oder ein 1960er Gebäude mit Betonpfeilern, oft guten Sichtlinien nicht zuträglich ist. Die zunehmende Flexibilität und Bezahlbarkeit von Technik macht es allerdings einfacher, diese Probleme zu lösen, z.B.:

  • Strukturelle Pfeiler sind eine häufige Ursache für schlechte Sichtbarkeit von Präsentationen. An der Säule befestigte Übertragungsbildschirme können dies lösen.

  • In langen Räumen mit niedrigen Decken wird der Kopf der vor einem sitzenden Person die Sicht einschränken. Das Layout um 90° zu drehen und eine doppelte Projektion zu nutzen, kann helfen. Möglicherweise kann man auch Übertragungsbildschirme für die hinteren Reihen nutzen (aufgrund von Höhenbeschränkungen kann es nötig sein, diese in den Deckenhohlraum zu setzen, wenn einer existiert).

Die Lesbarkeit von Material auf einer vertikalen Schreibfläche wird beschränkt durch die Größe in der man im natürlichen Fluss schreiben kann. Technik kann für dieses Problem auf folgenden Weise Lösungen bieten:

  • Nutzung eines Visualisierers1 als horizontale Schreibfläche.

  • Nutzung eines berührungsempfindlichen, fest installierten Anzeigebildschirms (z.B. ein Smart Sympodium)2.

  • Nutzung eines interaktiven Whiteboards dessen Anzeige auf eine größere Projektionsoberfläche dupliziert wird.

  • Nutzung eines portablen Tablets, dessen Anzeige auf eine größere Projektionsfläche gespiegelt wird (möglicherweise über den festen PC am Dozierendenpult).

Visuelle Designempfehlungen

  • Die Dimensionen eines projizierten Bildes in Lernräumen sollte proportional zum Sichtabstand sein. Der maximal akzeptable Sichtabstand (oder umgekehrt die minimale Bildgröße) ist aber abhängig von der Art des gezeigten Materials. Für eine Demonstration, wie man Software wie etwa Excel benutzt, ist es nötig, dass Studierenden viel feinere Details sehen können als bei ein paar Stichpunkten auf einer PowerPoint Folie.

  • Ältere Daumenregeln wie „Kein Lernender sollte weiter als das Sechsfache der Bildschirmdiagonale entfernt sitzen“ müssen überarbeitet werden, da der Einsatz von HD-Bildschirmen und das Aufkommen von neueren Bildschirmen mit 4k-Auflösung höhere Auflösungen bedeuten während Computerschnittstellen tendenziell kleiner darstellen. In ähnlicher Weise ist die 4:6:8 Regel (die minimale Bildhöhe soll dem maximalen Betrachtungsabstand, geteilt durch einen Faktor von 4 für Excel, 6 für PowerPoint oder 8 für Videos, entsprechen) problematisch, es sei denn der Raum wird nur von einem Lehrenden benutzt, der nur eine Art von Material präsentiert. Kein Lernender sollte seinen Kopf in einem extremen Winkel drehen müssen. Im Allgemeinen bietet ein Betrachtungswinkel von weniger als 45° zur Mitte des Bildschirms ein gutes Betrachtungserlebnis, während ein Betrachtungswinkel innerhalb von 45° zum nahen Rand des Bildschirms ein akzeptables Betrachtungserlebnis ergibt.

  • Kein Lernender sollte zum oberen Teil des Bildschirms mehr als 35° oder 15° zum Bildschirmzentrum nach oben schauen müssen (um Nackenbelastung zu vermeiden).

  • Der untere Teil des angezeigten Bildes sollte sich bei „Standard Throw“-Projektoren 1200mm über dem Boden befinden, aber die Höhe sollte auf 1000mm über dem Boden reduziert werden, wenn die Anzeige interaktiv sein soll, d.h. wenn ein „Ultra-short throw“-Projektor mit interaktiver Funktionalität oder ein spezielles interaktives Whiteboard genutzt wird. Der Hintergrund dieser unterschiedlichen Boden- zu Bildschirmhöhen ist, dass es 1200mm über dem fertigen Boden normalerweise dem größten Teil eines sitzenden Publikums in einem flachen Raum erlauben würde, den unteren Teil des Bildes zu sehen. Aber diese Höhe ist normalerweise zu hoch, um sie als interaktive Schreibfläche zu nutzen, da die oberen Teile des Bildschirms für die meisten Lehrenden nicht erreichbar wären. Wenn „Ultra-short throw“-Projektoren installiert sind, sollte beachtet werden, dass diese im Nachhinein mit interaktiven Funktionalitäten aufgerüstet werden könnten - deshalb sollte die optimale Anbringungshöhe gut durchdacht sein.

  • Das Dozierendenpult nicht vor den Projektor platzieren, dies kann zu Blendungen des Lehrenden führen und die Sicht der Studierenden auf die Präsentation einschränken.

  • Sicherstellen, dass es Sichtlinien für Lernende in den hinteren Reihen gibt.

  • Sicherstellen, dass die Lichter über einer Projektionsfläche unabhängig vom Rest des Raums ausgestellt werden können oder dimmbar sind. Sicherstellen, dass Lernende arbeiten können während die Lehrwand immer noch sichtbar ist.

Hinweise und Tipps

  • Die Bereitstellung von „Confidence Monitoren“ (Vorschaumonitoren) an der Vorderseite des Raums, ausgerichtet auf den Lehrenden (aber ohne die Sicht der Studierenden zu beeinträchtigen), ermöglicht es Lehrenden zu sehen, was präsentiert wird, ohne ihren Rücken zum Publikum drehen zu müssen.

  • Nach Norden ausgerichtete Lehrwände werden nicht durch Sonnenlicht beeinträchtigt, anders ausgerichtete Raumanordnungen werden wahrscheinlich Jalousien benötigen.

  • Sicherheitsmaßnahmen nutzen, wie Anti-Diebstahl Riegel oder Plomben-Alarme, um Geräte wie Projektoren zu schützen.

  • Sicherstellen, dass die Stabilität des Bildes eines an der Decke befestigten Projektors nicht durch Schritte im Raum darüber oder durch die Nähe zu anderen Diensten wie Heizung, Belüftung und Kühlung beeinträchtigt wird. In ähnlicher Weise kann das Bild von an der Wand befestigte Projektoren durch zufallende Türen, etc. beeinträchtigt werden.

  • Ultrakurzdistanzprojektor sind in kleineren Lernräumen nützlich. Während sie bezüglich der maximalen Bildgröße limitiert sind, haben sie den Vorteil, dass sie keinen „Hot Spot“3 haben, der zu Nutzenden zurück reflektiert, und Lehrkräfte weder den Projektorstrahl versperren, wenn sie vor der Tafel stehen, noch selbst dadurch geblendet werden.

  • In bestimmten Situationen können große LCD- oder LED-Bildschirme als Hauptbildschirm geeigneter sein oder in Kombination mit Daten- und Videoprojektoren genutzt werden, um zusätzliche Anzeigen für die Sitzplätze zu bieten, die den Hauptbildschirm nicht leicht sehen können. Idealerweise sollten das Bildformat und die Bildschirmauflösung der Flachbildschirme mit dem Bildschirmformat der PC-Monitore und dem projizierten Bild übereinstimmen.

  • In großen Räumen ist es eine Herausforderung, eine Methode zum Schreiben oder Illustrieren für die Lehrkraft zu ermöglichen, welche für die Studierenden klar erkennbar ist. Konventionelle Whiteboards haben einen bearbeitbaren Höhenbereich zwischen 1000mm und 2000mm, je nach Größe des Lehrenden. An Schienen angebrachte Tafeln ermöglichen es dem Lehrenden, diese bearbeitbare Höhe zu erweitern. Der Lehrende kann einfach eine Tafel hochschieben, damit Studierende sie besser sehen können, während er/sie selbst auf der zweiten Tafel darunter weiterschreibt. Die Nutzung von Visualisierern kann ebenfalls in einigen Fällen helfen.

  • Wenn man dieselbe Fläche für Projektion und Schreiben nutzt wird es einen Kompromiss geben müssen. Tafeln, die gesäubert werden können, reflektieren, Tafeln, die nicht reflektieren, können nicht trocken abgewischt werden, sind also ungeeignet fürs Schreiben.

  • Anzeigetafeln mit weicher Bildschirmoberfläche sollten vermieden werden aufgrund des Risikos für versehentliche oder absichtliche Beschädigung.

Ressourcen spezifisch für visuelle Standards

  • Die Spaces & Audiovisual Guidelines des University College London gibt allgemeine Hinweise zur Gestaltung von Räumen, die für den Unterricht genutzt werden, und enthält eine umfassende Diskussion über die Arten von audiovisuellen Ausstattungen, die für verschiedene Arten von Räumen geeignet sind: University College London Spaces & Audio Visual Guidelines v3.0.1, Information Services Division Spaces & AV Team (2017). Link zu PDF

  • AVIXA (Audiovisual and Integrated Experience Association) Standards für audiovisuelle Systeme, u.a.für Hörsäle und Bildgröße von Displays/Monitoren. Link zu Webseite

  • Die Association for Audio Visual and Education Technology Management (AETM), Australien, bietet nützliche und gut recherchierte Leitlinien zu allen möglichen Aspekten der Integration von AV Systemen in Lernräume (Bilschirme, Beleuchtung, Akustik, Kontrollsysteme, etc.): Link zu Webseite


  1. Visualisierer kann man als digitale Overhead-Projektoren bezeichnen 

  2. Link: http://home.smarttech.com/ 

  3. Ein Punkt innerhalb des projizierten Bildes mit sehr viel größerer Helligkeit.