2.2 Partizipation managen
Man muss festlegen, welchen Grad an Beteiligung das Projekt für jede Stakeholder-Gruppe anstrebt, um eine effektive Strategie zur Gewährleistung dieser Partizipation zu entwickeln und umzusetzen. Ein hilfreicher Ausgangspunkt ist das Konzept einer Partizipationsleiter1, welches breit eingesetzt und für viele Kontexte angepasst wurde, seit es 1969 von Arnstein eingeführt wurde. Die vereinfachte Version aus dem UK Toolkit wurde aus Arbeiten an der Birmingham City University adaptiert.
Abbildung 1. Eine Darstellung der von der Birmingham City University adaptierten Version von Arnsteins (1969) Partizipationsleiter (übersetzt und adaptiert aus dem UK Toolkit, lizenziert unter CC BY-NC 4.0).
Auch wenn die Leiter hierarchisch angelegt ist (mit jeder Stufe steigt der Grad der Partizipation an), ist es nicht notwendigerweise in jedem Projekt angemessen oder wünschenswert, auf den höchsten Grad der Partizipation abzuzielen. Ein Lernraumprojekt erfordert einen Grad an zentraler Koordination, das bedeutet, es wäre unrealistisch zu erwarten, dass Stakeholder die volle Verantwortung für das Projekt übernehmen und sich selbst organisieren. Auf der anderen Seite, ist die Beteiligung der Interessensvertretungen von großer Bedeutung für den Erfolg des Projektes und es ist wichtig, „Alibipolitik“ zu vermeiden, bei der Stakeholder nur über schon getroffene Entscheidungen informiert werden oder bei der das Projektteam keine ausreichend breite Menge von Sichtweisen hört oder versteht, um angemessene Entscheidungen zu treffen. Lernraumprojekte befinden sich daher eher am oberen Ende der Leiter.
Die folgende Tabelle stellt etwas detaillierter jeden Ansatz und die Mittel dar, die genutzt werden können, um den jeweiligen Grad an Mitwirkung zu erreichen. Das Projektteam muss auch klarstellen, ob es versucht, denselben Grad der Mitwirkung von allen Stakeholdern zu erreichen oder ob es Unterschiede zwischen verschiedenen Kategorien von Stakeholdern machen will.
Grad der Partizipation | Merkmale des Ansatzes | Mittel zur Mitwirkung |
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6. Empower (Ermächtigen) | Stakeholder setzen sich ihre eigenen Ziele/ Agenda und organisieren/managen sich selbst | Allgemein nicht anwendbar bei dieser Art von Projekt |
5. Collaborate (Zusammenarbeit) | Entscheidungen werden partnerschaftlich mit den Stakeholdern getroffen | Stakeholder-geleitete Beratung, Stakeholder in Leitungsgruppe |
4. Involve (Beteiligen) | Zusammenarbeit um sicherzustellen, dass Standpunkte gehört und verstanden werden. Entscheidungen sind hauptsächlich in der Hand des Projektteams | Zusammen durchgeführte Workshops, Fokusgruppen, Abstimmungen |
3. Consult (Konsultieren) | Ziele/Agenda hauptsächlich von Projektteam gesteckt. Stakeholder-Sicht aktiv erbeten. | Workshops, Fokusgruppen, Interviews, Befragungen |
2. Inform (Informieren) | Stakeholder werden regelmäßig mit kontextualisierter Information versorgt und auf Wege der Partizipation im Projekt aufmerksam gemacht. Dialog wird implizit begrüßt | Blog mit Kommentarfunktion, Mailingliste, Twitternutzung |
1. Notify (Benachrichtigen) | Stakeholder sind passive Empfänger von (größtenteils kontextlosen) Informationen | Statische Webseite, zur Verfügung gestellte Protokolle, ungezielte Öffentlichkeitsarbeit |
Auch sollte man nicht unterschätzen, dass die Logistik eine gewinnbringende Partizipation von Stakeholdern unterstützen kann. Das US Toolkit schlägt dafür u.a. vor, Räumlichkeiten für Workshops so auszuwählen und auszustatten, dass sie für die Workshop-Aktivitäten geeignet sind (Whiteboard, Marker). Veranstaltungsorte sollten mit geeigneter Veranstaltungstechnik ausgestattet werden, um die Sitzung zu unterstützen. Essen (Catering) ist eine simple Möglichkeit, um für die Teilnahme zu motivieren. Frühstücks- und Mittagsverpflegung während der Sitzungen sind eine gute Möglichkeit, die Zeit der Teilnehmenden zu maximieren und Gemeinschaft aufzubauen.
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Weitere Infos sowie nützlicher Hintergrund zum Konzept der Partizipationsleiter: https://www.bipar.de/das-konzept-der-partizipationsleiter/ ↩