4.4 Funktionale Raumstandards
Für jeden einzelnen Raum oder Zone innerhalb eines Lernraums muss man die Tätigkeiten verstehen, die dort stattfinden werden, um die einzuhaltenden funktionalen Spezifikationen festzulegen. Die gesamte Form und Konfiguration des Raum kann ein zentraler Faktor dabei sein festzulegen, was möglich ist, z.B. ob es Säulen gibt, die die Decke stützen oder der Raum eine merkwürdige Form hat. In diesem Abschnitt wird angenommen, dass man einen Punkt erreicht hat, an dem man die Details eines Raum spezifiziert, der im Allgemeinen geeignet für die vorgesehenen Tätigkeiten ist.
Bei großen Räumen kann es notwendig sein, den Bereich in eine Reihe von individuellen Zonen mit unterschiedlichen Anforderungen zu unterteilen. In einer frühen Phase des Planungsprozesses sollte man die grundlegenden Anforderungen für jeden Raum erfassen. Die Rubriken, die man berücksichtigen muss, umfassen:
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Tätigkeiten, die ausgeführt werden sollen
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Allgemeine Designkriterien
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Spezifische Technik- oder Geräteanforderungen
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Dienstleistungen, die in dem Raum angeboten werden sollen
Wie schon erwähnt, ist die Nutzbarkeit (Usability) ein Schlüsseldesignprinzip für alle Lernräume und sollte immer im Auge behalten werden. In den meisten Räumen sollten Nutzende im Allgemeinen tun können, was sie tun wollen, ohne Schulungen zu absolvieren oder viele Anweisungen lesen zu müssen. Matt Sherlock sagte dazu „Alles muss zweckmäßig sein und dies ist ein Schlüsselbegriff, der im Toolkit erscheinen sollte. Es kann auch innovativ sein, aber zweckmäßig ist das wichtigste.“ Es ist möglich, Räume zu entwerfen, die intuitiv nutzbar sind.
Technik kann dazu genutzt werden, solche Information und Unterstützung, wo sie gebraucht wird, anzubieten, z.B. verknüpft ein QR Code in jedem Lehrraum an der Universität Birmingham den Nutzer mit allen Informationen über den Raum einschließlich Stundenplan und Anweisungen zur Nutzung der Ausrüstung. Das Lernraumteam würde dies gern ausweiten um ein einfaches Mittel zur Fehlermeldung bereitzustellen. Matt Sherlock sagt: „Es ist frustrierend jemand sagen zu hören ‚etwas funktioniert nicht und es hat letzte Woche auch nicht funktioniert‘, d.h. sie haben es nicht gemeldet.“
Eine Reihe von Mitwirkenden des UK Toolkits sprachen über Normen bezüglich des Raumbedarfs pro Studierender für verschiedene Arten von Tätigkeiten. Einige sagten, dass ihre Einrichtung den Schwerpunkt auf die Erhöhung des Platzangebots pro Person legt, wohingegen andere meinten, es bestünde die Gefahr, dass Raumbedarfsnormen durch die Decke gehen, wenn es aufgrund der Aufhebung der Obergrenze für die Studierendenzahl zu einer Überrekrutierung kommt. Finanzielle Notwendigkeiten, die Platzmenge pro Studierender zu reduzieren, könnten im Widerspruch zu den pädagogischen Prinzipien stehen, die wir zur besseren Förderung von aktivem Lernen umrissen haben. Wie ein Toolkit Mitwirkender es ausgedrückt hat: „Drängt Studierende nicht hinaus – sie werden nicht zu den Kursen erscheinen.“
Überlegungen zu den oben genannten Punkten erlauben es, die Spezifikationen präziser zu definieren. Die Hauptbereiche, die man sich dabei wahrscheinlich ansieht, sind:
Bereich | Zu berücksichtigende Spezifikationen |
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Innenausbau | Böden, Wände, Decken, Fenster, Türen, Schalldämmung, Dekoration |
Mechanik und Elektrik | Elektrik (einschließlich aller Anlagen mit speziellen Anforderungen an die Stromversorgung), Daten, Heizung, Beleuchtung, Belüftung, Sanitäranlagen |
Inventar und Ausstattung | Möbel, Ausrüstung, audiovisuelle Ausrüstung, Sicherheitsanforderungen, Lagerungsbedarf |
Letztendlich wird man eine Art von Raum-Datenblatt für jeden einzelnen Raum brauchen, das alle Anforderungen detailliert auflistet, bis hinab zur Ebene der Zahl und Platzierung von Steckdosen und den Bedarf an Gegenständen wie Müll- und Recyclingeimer, Uhren, etc.
Es gibt keine universellen Standards bezüglich Zugangskontrolle und Anwesenheitsüberwachung in Lernräumen, aber man sollte die Regelungen vor Ort und wahrscheinlichen zukünftigen Anforderungen in der Designphase berücksichtigen.
Hier ein paar Dinge, die UK Toolkit-Mitwirkende über funktionale Raumstandards sagten:
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Türen zu Lernräumen sollten, wenn möglich, verglaste Sichtfenster haben, damit Leute sehen können, ob gerade eine Lehrveranstaltung stattfindet und um das Unfallrisiko zu minimieren. Studierende behalten auch gerne eine Verbindung zur Außenwelt und man sollte Überlegungen zu Sicherheit, Schutz und die Sorgfaltspflicht der Universität für Studierende, die allein in einem Raum arbeiten, anstellen.
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Alle Lehrräume sollten eine funktionierende Uhr haben, die für den Lehrenden sichtbar ist. Ein traditionelles Ziffernblatt ist leichter zu interpretieren als eine digitale Nummernanzeige.
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Für wirklich flexible Räume müssen Mitarbeitende und Studierende in der Lage sein, Möbel einfach zu bewegen, z.B. Tische zusammenstellen, um verschiedene Formen und Layouts zu schaffen. Leichte und stapelbare Möbel können am praktischsten sein, was allerdings der üblichen Beschaffungsstrategie widersprechen kann, Möbel auszuwählen, die zwar robuster aber weniger leicht zu bewegen sind.
Foto von N.Schanz / Universitätsbibliothek Tübingen, lizenziert unter CC BY 4.0
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Größer ist nicht notwendigerweise besser, wenn es um Tischfläche für Gruppenarbeit geht. Die Universität Edinburgh testete einige Tische für 6 Personen (geformt wie ein Bügelbrett) für Gruppenarbeit, indem sie Modelle in vier verschiedenen Breiten baute und diese in der Bibliothek ausprobierte. Man hätte annehmen können, dass Studierende die breitesten Tische bevorzugen würden, aber man fand heraus, dass die größeren Tische zu Problemen mit dem Lärmpegel führten, da Leute, die sich über die größeren Tische hinweg unterhielten, lauter waren.
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Tische, die wie ein Plektrum geformt sind, haben sich als besonders effektiv für Gruppenarbeit erwiesen.