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7.6.4 Interviews

Interviews können einen unschätzbaren Einblick in das Verhalten, die Einstellungen und die Präferenzen der aktuellen oder potenziellen Nutzenden eines Raums geben. Das Interview ist eine qualitative Forschungsmethode, die die Form eines Gesprächs zwischen einem Interviewenden und einem Befragten annimmt. Ein typisches Interview findet zwischen einem Interviewenden und einem Befragten statt. Ein Kleingruppeninterview wird häufiger als Fokusgruppe bezeichnet. Interviews sind effektiv, wenn sie während der Entwicklungsphase eines Projekts durchgeführt werden, da sie es den Forschenden ermöglichen, das Feedback der Teilnehmenden wieder in den Projektentwurf einzubeziehen. Sie sind auch nützlich, um zu beurteilen, wie gut ein Raum funktioniert, wenn er einmal bezogen oder renoviert ist. Diese Methode ist besonders hilfreich, um die Designelemente zu identifizieren, die in einem Raum am nützlichsten sind, sowie die Elemente, die von den Nutzenden als unzureichend empfunden werden.

Stärken

  • Hochflexible Methode, die spontan angepasst werden kann.

  • Eine Vielzahl von Themen kann abgedeckt werden.

  • Kann unterschiedlich lang sein, um Terminpläne zu berücksichtigen.

  • Bietet einen reichhaltigen Einblick in individuelle Perspektiven und Verhaltensweisen.

Schwächen

  • Zeitintensiv aufgrund der Eins-zu-eins-Natur der Methode.

  • Der Interviewende muss in der Lage sein, eine Beziehung zum Befragten aufzubauen.

  • Angesichts der relativ kleinen Zahl der befragten Personen sind die Ergebnisse möglicherweise nicht repräsentativ für die Gesamtpopulation.

Zu berücksichtigende Punkte

  • Eine Liste von Themen und Fragen ist hilfreich, um das Gespräch zu strukturieren. Man sollte ein Interview-Skript oder Leitfaden entwickeln, das bzw. der Einheitlichkeit der Interviews gewährleistet und es mehreren Personen ermöglicht, die Interviews zu führen. Man sollte die Interviewfragen in einem oder mehreren Pilotinterviews testen.

  • Vielleicht sollten die Evaluationsfachleute der Universität konsultiert werden, um das Design der Studie und die Interpretation der Ergebnisse zu besprechen.

  • Man sollte sich überlegen, welche Teile der Nutzendenpopulation man in die Interviews einschließen möchte und wie man Teilnehmende rekrutieren könnte. Es kann hilfreich sein, an verschiedenen Orten der Einrichtung für die Interviews zu rekrutieren. Man sollte potenzielle Teilnehmende auf Kernmerkmale hin überprüfen, die der Population entsprechen, die man untersuchen möchte (z.B. akademisches Niveau, Hauptfach, bevorzugt an einem Ort X zu lernen, viel Gruppenarbeit, usw.). Man sollte eine Liste potenzieller Teilnehmende für zukünftige Projekte führen, auch wenn sie nicht die Kriterien des aktuellen Projekts erfüllen. Man sollte mit der institutionellen Einheit sprechen, welche die Studierendenstatistik erstellt. Diese können möglicherweise E-Mail-Adressen und demografische Daten für bestimmte Studierendengruppen zur Verfügung stellen.

  • Die Rekrutierung von Teilnehmenden und die Vereinbarung von Interviewterminen kann mehr Zeit in Anspruch nehmen, als man denkt. Studierende benötigen in der Regel einen Anreiz zur Teilnahme. Lehrkräfte werden oft ohne Anreiz einem Interview zustimmen.

  • Da es sich in der Regel um Einzelgespräche handelt, sollte man eine Reihe von Interviews führen, um von möglichst vielen Teilnehmenden zu hören. Pro Populationssegment, das man untersuchen möchte, sind 15-20 Interviews einzuplanen.

  • Das Interview sollte in einem Raum stattfindet, der für die Befragten günstig liegt, ruhig und komfortabel ist. Vielleicht kann man das Interview im Büro der Befragten oder an einem ruhigen Ort in der Nähe ihrer Arbeitsplätze oder ihrer häufigen Aufenthaltsorte auf dem Campus durchführen.

  • Es ist wichtig, dass der Interviewende eine Beziehung zu dem Befragten aufbaut, damit er/sie sich öffnen und frei sprechen kann. Vielleicht möchte man, dass der Interviewende eine Person ist, die nicht direkt in der Organisation arbeitet (z.B. ein Nicht-Bibliotheksmitarbeitender für Projekte über Bibliotheksräume), damit sich der/die Befragte mit Kritik nicht zurückhält.

  • Daran denken, dass das Interview ein Gespräch ist. Die Interview-Fragen sollten das Gespräch strukturieren, aber je nach Bedarf an die Diskussion angepasst werden.

  • Das Interview aufzeichnen, um es festzuhalten. Videoaufzeichnungen von Interviews machen die Daten noch reichhaltiger. Wenn eine Aufzeichnung nicht möglich ist, sollte man sich Notizen machen und diese sofort in einer dauerhafteren Form aufzeichnen, sobald das Interview beendet ist.

  • Sich so bald wie möglich nach Abschluss des Interviews Zeit nehmen, um wichtige Ideen und Erkenntnisse zu dokumentieren, die aufgefallen sind. Diese Notizen können schon vor einer vertieften Analyse der Interviewdaten hilfreich sein.

  • Bei der Arbeit mit menschlichen Teilnehmenden ist die Zustimmung der lokalen Ethikkommission erforderlich. Man sollte mit der eigenen Institution zusammenarbeiten, um die entsprechenden Ausnahmen und/oder Genehmigungen zu beantragen, bevor man mit den Teilnehmenden arbeitet.

Ressourcen Interviews

  • Beispiel für Interviewmaterialien (NCSU Libraries) - Die folgenden Interviewmaterialien wurden zur Bedarfsanalyse verwendet, um die Planung der James B. Hunt Library zu unterstützen. Jedes der folgenden Beispiele enthält eine Beschreibung des Forschungsprojekts und seiner Ziele sowie die verwendeten Interviewfragen:

  • Beispiel zur Evaluation der Nutzung der neu gestalteten Lernwelt an der Hochschule der Medien Stuttgart mit Online-Befragung und Leitfadeninterviews: Strahl, A. (2016). Flexible und vielfältige Ausstattung—Ein Schlüssel zur erfolgreichen Lernumgebung. o-bib. Das offene Bibliotheksjournal / herausgegeben vom VDB, Bd. 3, 225-242 Seiten. doi: 10.5282/O-BIB/2016H4S225-242

  • Beispiel Interview mit einem Nutzer, um Drucken für Nutzer zu verbessern: Beschreibung auf der Design Thinking for Libraries Webseite